Sonntag, 20. Juli 2008

Pearling - Charakterbildung

Ab dem 27.6.08 hieß es für mich dann „Ich hab den Job auf dem Pearlschiff“. Naja und da geht’s jetz immer für 10 Tage morgens raus auf See und abends wieder rein an Land und zurück auf den Campground. Die ersten 6 Tage waren noch Harvestseason und da haben wir die Perlmuscheln mit Messern und Drahtbürsten bearbeitet. Das fing also an mit Leuten, die die scharfen Kanten abgeschlagen und die 2 Muschelhälften getrennt in Boxen geschmissen haben. Die nächsten am sogenannten „Killtabel“ durften dann nacheinander alle Innereien entfernen, der nächste hat das Fillet rausgeschnitten, der nächste hat noch die Überreste des Fleisches abgeschabt und danach wurde mit der Drahtbürste alles Restliche noch gnadenlos entfernet, sodass nur noch das schöne Perlmutt zu erkennen war. Das wird dann den ganzen Tag so gemacht. Nebenbei noch angemerkt hat man den ganzen Tag nasse Füße und Hände und die Blasen und Kratzer werden schon unzählbar nach den ersten Tagen. Das is das negative daran. Und jetz nach der Harvestseason geh ich mit kleinen Cleaningbooten raus auf See da wo die Panels mit den Muscheln im Wasser sind und da auch das ganze Jahr über bleiben und ihre Perlen produzieren. Blöderweise wachsen an den Panels immer sehr schnell alle erdenklichen Arten von Seepocken und Unkraut was wir dann eben alle 2 Wochen von den Panels runterkloppen müssen im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei habe ich schon ziemliche Blessuren überall bekommen. Das Seeunkraut is auch so frech... wenn man da mit dem Messer reinschlägt, kommt einem klei das ganze Wasser von den prall gefüllten Viechern direkt ins Gesicht gespritzt. Dann gibt’s da noch son lustiges Firewheet was an den Seilen wächst und ebenfalls entfernt werden muss und das Zeug lässt Hände und Arme aussehen wie bei ner hochgradigen Neurodermitis, also alles angeschwollen und mit roten Flecken übersehen. Zumindest werden da täglich eben diese Panels aus dem Wasser geholt, mit Wasserdruck vorgereinigt und dann auf nem Tisch mit Spachteln von den Barnekels befreit. Diese Barnies sind sehr harte, fast korallenartife Meereslebewesen.Und diese lassen sich nur unter Kraftaufwand von den Shell runterhaun. Muss aber gemacht werden, da die Shell sonst absterben wuerden. Zum Schluss verdrischt dann noch jemand die restlichen Fremdlebewesen auf dem Panel mit nem Schlauch und dann gehen die Panels wieder zurück ins Wasser. Die Muscheln nehmen keinen Schaden bei diesem brutalen Reinigungsverfahren, jedoch is die Chance sehr hoch sich selbst auf die Finger zu haun oder sich alle erdenklichen Wehwehchen zu zu ziehen. (Hab ich alles schon erfolgreich ausgetestet). Manchmal is es auch ganz lustig, grade wenn Wellengang is und dann gehen halt ma n paar Leute bei dem Versuch die Panels aus dem Wasser ins Boot rein zu ziehen eben mal mit dem Panel ins Wasser zurueck weil das Boot so schwankt. Wer angst hat, nass zu werden hat keine Chance da zu überleben, denn das geht schneller als man gucken kann dass ne Welle aufs Boot trifft und dann hat man ma ganz schnell nen nassen Rücken. Ehrlich gesagt es is n Scheiß Job aber ich werds durchziehen da es ja fürs zweite VISA zählt. Also denk ich grade nur den momentanen Tag zu überleben und zähle schon die verbleibenden 6 Arbeitswochen runter. Während meiner 4 Tage frei wird also komplett nix gemacht oder zu den Beachpartys gegangen und dann am Strand geschlafen. Einfach klasse son Leben. Bin echt gespannt was ich in den nächsten 2 Monaten die ich noch hier bin so erleben werde.

Reise nach Broome

Nun ging es also am 12.6. in den Litchfield Nationalpark wo wir in den Rockpools baden gingen und uns ma wieder entspannten nach den letzten Tagen. Die Strecke bis Broome beträgt ca 1800 Kilometer. Auf dem Weg waren wir auch im Bungle-Bungle Nationalpark, wo wir das erste Mal mit unserem neuen 4WD durch mehr als 1 Meter tiefe Wasserläufe fuhren mussten und den Allrad austesten konnten, denn da ging es nur Hoch und runter die Straße entlang, eben wie in ner guten Achterbahn. Glücklicherweise ging einer der alten Reifen erst 120 Km vor Broome kaputt und ich wechselte den alten schnell aus und es ging weiter. Pro Tag legten wir recht gechillt 300 bis 400 Kilometer zurück und guckten hier und da mal wo es schön aussah und war. In Broome kamen wir am 21.6. an und waren sehr positiv über die kleine Stadt erstaunt. Schön am Meer gelegen, ein reges Treiben, viele junge Leute und einfach nur Sommerfeeling zu 100%.Hier kann man schon mal einige Monate aushalten. Nun versuche ich hier nen Job auf dem Perlenschiff zu bekommen. Dazu muss ich jeden Tag zur Jobagentur, mich da kurz einschreiben und das wahrscheinlich noch die nächsten 2 Wochen. Warum ich das mache??? Ich kann die Zeit da für mein zweites Visa anrechnen lassen und ausserdem kann man da recht gut Geld machen. Is bestimmt ne sehr gute Erfahrung. Naja und wenn man für den Job jetz na paar Wochen sich dort jeden Tag einschreibt und den Rest des Tages am Strand abchillt, is das doch ein voll geniales Leben. Also ich kann damit super leben, muss eben nur a bissel aufs Geld achten.

Einfach nur Pech gehabt

Nun is es schon Anfang Juni und ich staune immer wieder wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Um eine sichere Reise entlang der Westküste zu haben, beschlossen wir nocheinmal nach arwin zu fahren, um da die Wasserpumpe im Auto auswechseln zu lassen, denn die alte hatte ein Leck und berlor am Tag immer 2 Liter Wasser. Nach der Reparatur war ich kleima 400 Dollar leichter. Eine Nacht kehtren wir noch mal zum Bark Hut zurück um all unser Zeug einzuladen. Als es dann am 4.6.08 endlich offiziell nach Perth los ging, hjatten wir sehr gemischte Gefühle denn wir wussten nicht ob wir uns freuen sollten, weil es endlich nach Perth ging oder heulen, weil wir das Bark Hut verlassen sollten. Naja wie auch immer nach den ersten 85 km war unsere Reise schonwieder vorbei, denn das Auto wollte nichtmehr wie wir wollten und hielt an. Glücklicherweise gegenüber von einem Roadhouse und nicht irgendwo im Nirgendwo am Rand des Highways. Im Endeffekt stellte sich raus, dass ich den Motor gründlich durchgekocht hatte. Aber wie war das nur möglich? Ganz einfach! Die neue Wasserpumpe hat zu viel Druck auf die alten Wasserschläuche ausgeübt und diese sind dann geplatzt, das ganze Wasser is raus und der Motor lief heiß. Schöne Scheiße! Der Mechaniker hat es eben ni für notwendig gehalten, die alten porösen Schläuche auch auszutauschen. Vielen Dank auch, denn das Auto konnte ich im Endeffekt für ganze 100 Dollar verkaufen. Die Reparatur hätte mich über 3500 Dollar gekostet und mindestens 3 Wochen warten. So entschloss ich mich nach langem Hin-und-her für ein neues Auto. Naja genug Geld zusammengearbeitet hatte ich ja. Nun mussten wir also alle Pläne grundlegend ändern. Josi buchte ihren Flug von Sydney um nach Darwin und wir fuhren nach Broome, denn in 3 Wochen mit wenig Geld die Westcoast runterrammeln is sinnlos und bringt nix. Also werden wir uns eben das Norhern Territory und die Westcoast bis Broome ansehen.

Das Ende im NT

Am 8.5. war ein Scenic flight angesagt. Dazu mussten wir erstmal 135 Kilometer nach Jabiru fahren. Das is sozusagen das Zentrum vom Kakadu Nationalpark. Da hab ich erfreulicherweise endlich festgestellt dass ich wieder Geld aufm Konto habe. Naja nach nen paar winzigen Einkäufen ging es dann auch klei zum Airport von wo aus unser Flug starten sollte. Als der Pilot fragte, wer denn vorne sitzen wollte war ich nur eine Sekunde schneller als Josi und so nahm ich dann neben dem Piloten platz. Und los gings. Ham also die athemberaubenden Jim Jim und Twin Falls von oben gesehen, das Arnhemland und einen Einblick auf den NP gewonnen und wie groß der eigentlich ist. Unvorstellbar schön und das Ende ist nicht in Sicht! Auf dem Rückweg mussten wir bereits im Dunklen fahren und da is mir während der Fahrt ein Flying Fox direkt aufs Autodach gekracht.


Mein Geburtstag im Roadhouse, also irgendwo im Nirgendwo war doch eine sehr tolle Erfahrung. Zwar habe ich an dem Tag wie üblich von 6.30 bis abends 21 Uhr gearbeitet, doch war das kein Problem. Ich fands auch ma wieder so cool, dass auf einmal wieder ein Bus ankam und 30 Armyboys ausgekippt hatte, die natürlich alle nochma kräftig Hunger hatten und Drinks und Süßigkeiten bunkerten bevor sie für die nächste Zeit nach Shady Camp gehen mussten. Shady Camp is sozusagen ein Trainingsarea wo die für mindestens eine Woche bleiben. Nach meinem knock-off hab ich einen lecker Schokoladenkuchen geschenkt bekommen, den wir dann alle ganz kräftig vernichtet haben. Das war lecker. Ich fand das so schön, denn die ham den Kuchen noch ganz niedlich verziert mit Kerzen. Einfach toll. Einfach das ganze Umfeld und das Flair werde ich nie vergessen.


Am 31.5. war also unser letzter Arbeitstag im Bark Hut Inn. Ums mal zusammen zu fassen, haben wir da also genau 7 Wochen durchgearbeitet mit einem Tag frei. Wir haben viele Leute kennen gelernt und auch viel über die Umgebung erfahren. Die Touristen waren wirklich von überall her aus der Welt. Einmal war auch ganz witzig wo wir 130 Armyboys auf einen Haufen bedienen mussten und nur noch „GRÜN“ gesehen haben. Nach einer halben Stunde dann war aber alles geschafft. Mal von Kloputzen abgesehen, war der Job wirklich hammergeil und der mit Abstand beste, den ich je hatte. Am Ende fiel es uns doch sehr schwer Abschied zu nehmen, da alles wie eine Großfamilie war. Ok unsere Englischkenntnisse haben sich auch sehr verbessert und vor allem der australische Slang sitzt jetz viel besser als am Anfang.